Sonntag, 3. April 2016

⚓ Meine Liebe


Oder auch : Wieso mich alle für verrückt halten die noch nie in Norddeich waren.
Ich versuche es einfach mal in Worte zu fassen, was mich so fasziniert.
Als wir 2011 das erste Mal nach Norddeich gefahren sind, war das eine Notlösung, da wir aufgrund von privaten Umständen nicht wegfliegen konnten. Es war ein "lieber ein paar Tage Norddeich als gar nicht weg" Urlaub.
Wir hatten damals eine Wohnung in der Tunnelstrasse direkt am Frisia Hauptparkplatz und genau zum Drachenfest. Man hat die Drachen schon von der 72 aus gesehen und ich wurde immer nervöser. Angekommen haben wir nur eben alles in die Wohnung getragen und sind direkt los. Mein erster Gedanke war: meine Güte wie viele Menschen. Mein zweiter: Verdammt wo ist das Meer? 😂
Die Menschenmassen rund ums Drachenfest haben meinen ersten Eindruck ziemlich getrübt und mich hat es ganz schnell Richtung Osthafen und Flugplatz getrieben. 
  
  

Und dort ist es um mich geschehen. Damals noch mit 120 kg auf den Rippen war ich nach ein paar Kilometern völlig fertig und hab mich auf einen der Steine am Deich gesetzt und verschnauft.
Wie ich da so saß, die Schafe im Rücken, das Meer vor mir, der Wind in meinem Haar (wie schnulzig hihi) und als Hintergrundgeräusche Möven, Schafblöken und Meeresrauschen.
Je länger ich da saß und je länger ich aufs Meer geschaut habe, um so ruhiger bin ich geworden. Der ganze Stress, die innere Unruhe wurde weggeblasen.
Auf einmal konnte ich wieder durchatmen, die beklemmende Enge in der Brust wurde immer weniger. Obwohl es eine total beschissene Sitzgelegenheit war, mir der Arsch wehtat und mir ziemlich kalt war (wir hatten ja nur Frühlingssachen mit) wollte ich da nicht mehr weg. 
Irgendwann mussten wir natürlich zurück. Zurück zu den Menschenmassen. Irgendwie mochte ich das Drachenfest, aber es war mir einfach zu voll, zu wuselig, zu laut. Es war wunderschön die ganzen Drachen zu bewundern, aber es hat mich immer wieder Richtung Deich und weg von den Massen gezogen. 
Mittlerweile ist die Osthafen - Dong Runde meine liebste, dort verirren sich nicht so viele Leute hin. Ein Jahr war es so warm, das wir jeden Tag dort mit einer Decke auf dem Deich an den Spülwiesen gelegen haben. Jetzt ist das doof weil das Riesen Dong Gebäude dort ist. Also sitzen wir stundenlang auf den Bänken. Ich weiß noch wie wir einmal dort waren und die Bänke weg waren. Das war glaub ich, als sie das Dong Gebäude gebaut haben. Ich war richtig empört. MEINE BANK war weg. Welch ein Skandal. 


Wenn man da sitzt, ist es wie in einem Kokon. Dort ist ja auch das Vogelgebiet. Und man kann den Vögeln beim Formationsflug zuschauen. Zwischendurch kommt mal eine Fähre vorbei und man hört die Durchsage des Kapitäns. 
Ich kann nicht wirklich beschreiben, wie ich mich fühle wenn ich in Norddeich zur Ruhe komme. Die Luft riecht anders und macht einem bewusst, wie dreckig die Luft im Ruhrgebiet ist. Irgendwie kann ich hier viel tiefer durchatmen, als gäbe es hier mehr Sauerstoff oder einfach klarer, reiner Sauerstoff. Die Weite des Meeres lässt mich total klein fühlen, aber auch angekommen. Angekommen in der Heimat, am Ziel, Zuhause. Ich blende dann auch alles um mich herum aus, alle Gedanken werden minimalisiert, ich genieße einfach den Anblick. Fast schon Meditation. Es befreit die Seele, gibt mir wieder Kraft, den Arbeitsalltag zu bestehen. Die Sorgen des Lebens werden für eine Zeit lang kleiner, unbedeutend. Ich bin dann einfach ich, auf meine Sinne reduziert. Atmen, fühlen, genießen. 

Wir waren jetzt schon zweimal im Februar in Norddeich und was soll ich sagen. Es ist meine liebste Zeit. Nach Aschermittwoch ist man fast ganz alleine. Vielleicht mal ein zwei andere Irre, die auch dick eingepackt spazieren gehen. Leider gibt es im Februar kaum noch Bänke in Wassernähe, aber das stört mich nicht sooo dolle. Dann sitzen wir halt aufm Deich. Im Februar haben wir bisher auch die schönsten Wetterphänomene erlebt. Über uns Regen, links Sonnenschein, rechts Regenbogen. 



Wahnsinn. Selbst nach dem 10 mal, gibt es immer wieder wow Momente. 
Der größte wow Moment war aber, als wir Juist betreten haben. 
Den Bericht dazu findet ihr hier. >>KLICK<<

Da wir aber nicht bereit sind für einen Urlaub in Deutschland so viel zu bezahlen, bleiben wir Norddeich treu ergeben. Wir sind gespannt wie sich Norddeich in den nächsten Jahren entwickelt, wie die Lagune wirklich aussehen wird und ob die Baustellen uns vergraulen werden. 
Ich werde Euch auf dem Laufenden halten. 

AHOI ⚓ Eure Dani